Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Schreiben Sie hier bitte Ihre Beiträge zur Linsenimplantation.

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ALa
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Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von ALa »

Hallo zusammen!

Wir stehen gerade vor der Entscheidung, ob wir herkömmlich, also IOL, oder die etwas neuere Art, BIL, implantieren lassen. Kind ist 15 Monate, ich weiß nicht, ob das Alter bei der Entscheidung eine Rolle spielt. Beidseitiger Katarakt.

Hat jemand Erfahrung mit der BIL-Implantation? Oder hat sich jemand auch schon mit den beiden Verfahren auseinandergesetzt?

Hauptunterschied ist wohl die Nachstarrate (BIL max 1%, IOL mittlerweile aber auch bei unter 5%) und dass bei einer BIL der vordere Glaskörper intakt gelassen wird. Mit IOLs gibt es halt wesentlich mehr Erfahrung und vor allem Langzeiterfahrung.

Bitte keine Diskussion, warum so eine frühe Implantation gemacht wird, das ist bereits entschieden.

Danke für Eure Hilfe!
merin
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von merin »

Ich weiß nichts dazu, mich würde aber interessieren, wie es weitergeht. Und falls Du (ggf. in einem zweiten Thread) etwas dazu schreiben magst, wie es zur Entscheidung, jetzt zu implantieren kam, ist das sicher auch für viele Eltern hilfreich, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen.
Lilly
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Lilly »

Ist das Kind bisher noch gar nicht am Auge operiert worden?

Bei uns wurde die Linsenkapsel wohl komplett entfernt, von daher kommt bei uns nur ein eingenähtes Implantat infrage. Ich dachte IOL ist der allgemeine Überbegriff für eine Kunstlinse, von daher bin ich da wohl keine große Hilfe.

Wäre schön, wenn du weiter berichtest warum ihr euch für welches Implantat entscheidet.

Alles Gute!
Lilly
Kathrin
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Kathrin »

@Lilly
Bei uns wurde er auch mit entfernt. Da müsste man später also auch einnähen. Geht wohl auch aber ist eine größere OP.
Denke für BIL braucht man den Kapselsack wohl. Ich weiß es aber leider auch nicht genau.

Liebe Grüße
Merles Papa
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Merles Papa »

Hallo,
ich bin zwar kein Experte aber soweit ich das verstanden habe ist der Unterschied folgender:

Eine BIL (bag in the lense) ist auch eine IOL und steht im Gegensatz zur lens in the bag. Die Linse im Sack ist die herkömmliche Art der IOL im Auge. Dabei wird die Kunstline in den Linsensack eingesetzt. Im Nachgang dazu kann es zu einer kristallinen Eintrübung kommen, (PCO) die dann wiederum behandelt werden muss. Diese nachträgelich Eintrübung kommt gerade bei Kindern oft vor. Die BIL ist eine Linse, die die beiden Linsenkapseln (Vorder/-Hinterkammern) umschließt. in etwa so wie ein Sandwitch. Bei dieser Methode wird keine Linse in die Kammer eingebracht. Es wird ein Loch geschnitten in die Kammern und durch die Linsendecken verschlossen. So ein bisschen wie eine Niete ein Loch umschließt. Dabei kam es bisher zu keinen Nachtrübungen. Diese Methode ist die fortschrittlichere und wird vermehrt bei aphaken patienten angewandt. Bei Patienten mit Linsen, oder Linsenresten wird die BIL nicht angewandt, logisch, da ja noch Linsenmaterial in den Kapseln ist und daher kein Loch geschnitten werden kann.

Bei unserer Tochter wurde bei der OP in Frankfurt an der Uniklinik der Linsenrand stehen gelassen, um später eine Linse in den Linsenrand einzusetzen. Somit wird es keine BIL sein, die Merle bekommt, soweit ich das verstanden habe. Aber da in Frankfurt erst mit fortgeschrittenem Alter (sech bis acht Jahren) überhaupt die erste Linseeingesetzt wird, ist noch ein wenig Zeit, bis entschieden wird, was wirklich passieren wird.
Wir setzen auf die Invitrofertilisation von natürlichen Linsen. Also der gentechnisch erzeugten natürlichen Linse, die dann im Auge eingesetzt werden kann. Dazu gibt es wohl erste vielversprechende Versuchsreihen aus den USA. Aber natürlich nicht in D, da unsere Gesetze sehr viel strenger sind, was Gentechnick anbelangt.

Sollte ich was grundsätzlich falsch verstanden haben, korrigiert mich gerne.
Lilly
Vielschreiber
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Lilly »

@Kathrin
Unser Augenarzt meinte, dass es sonst mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Nachstar kommen würde (also wenn die Linsenkapsel bestehen bleibt, und es aber wie ich im Forum gelesen habe unterschiedlichste Methoden gibt, um das zu verhindern). Er hat das aber nicht entschieden, das war die Klinik. Und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass es solche Unterschiede in der OP Methode gibt.
Er meinte auch, dass das dann halt die "klassische" Methode sei, mit Linse annähen. Wenn ich lese, dass sich bei manchen die implantierte Linse nicht recht entfaltet oder später verrutscht ist, ist das Nähen vielleicht auch nicht das schlechteste. Ändern kann ich es jetzt sowieso nicht mehr.

@Merles Papa
Danke für die Erklärung. Das mit der gentechnisch erzeugten Linse klingt spannend. Körpereigene Muskelzellen werden meines wissens mittels Zellkultur bereits gezüchtet bzw vermehrt um sie beispielsweise bei muskulär bedingter Harninkontinenz in den Schließmuskel zu bringen. Die Fähigkeit der Akkomodation wäre aber trotzdem nicht gegeben, oder?
Merles Papa
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Merles Papa »

@ Lilly
Soweit ich das verstanden habe, ist die Akkomodation nicht gegeben. Denkbar wäre aber, dass in einer nicht allzu fernen Zukunft durch Aktivieren des entsprechenden Genes die Linse nachwächst... das ist aber noch SiFi... aber wer hätte das bei Muskeln vor ein paar Jahren gedacht, wer weiß.

Bei der BIL muss der Kapselsack erhalten bleiben. der wird ja wie ein Sandwich zwischen die Linsenteile gelegt. Ein Nachstar (PCO) ist bei dieser Methode ausgeschlossen, soweit ich das in Fachblättern gelesen habe. Die Belgier haben sehr viele klinische Studien zur BIL gemacht.
Aber Nachstar kann man ja ganz gut behandeln.
ALa
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von ALa »

Hallo zusammen!

Ich melde mich jetzt auch mal zu Wort, als Threadersteller :-)

Die erste OP hat statt gefunden und ist auch gut verlaufen. Wir haben uns nach eingehender Recherche und ein paar Gesprächen für BIL entschieden. Und es stimmt, IOL ist der Überbegriff, deshalb findet man ein paar der bisherigen Studien gut, wenn man nach BIL IOL sucht...sie wird seit ca. 15 Jahren verwendet, aber vorwiegend im Ausland.

@Lilly: Nein, das Kind ist noch gar nicht operiert worden, da der Star erst vor Kurzem entdeckt wurde.

@Merin: Mit der Diskussion, warum wir so früh implantieren, tue ich mich etwas schwer, da das Lager grundsätzlich gespalten ist und die bisherigen Diskussionen nicht immer respektvoll verlaufen sind. Im Wesentlichen hoffen wir mit einer Operation auszukommen, auch wenn der aus Erfahrungswerten genommene Wert der Linse nicht ganz optimal sein sollte. Dann haben uns verschiedene Operateure bestätigt, dass sie eigentlich erst ab ca. 2 Jahren implantieren, aber wenn der Star so spät entdeckt wird, gleich zur Implantation raten - eine Gewöhnung an Kontaktlinsen ist in dem Alter wohl sehr schwer (ich schaffe es ja noch nicht mal, ihm die Augentropfen zu geben). Und nur eine Starbrille möchten wir nicht, wenn es andere Möglichkeiten gibt.

Zur BIL: Es gibt ein Video von Dr. Neuhann auf youtube, in dem die BIL-OP gezeigt wird. (Sehr kurze Erklärung zur Linse: http://www.premiumiol.de/Premium_IOL_-S ... r_IOL.html und das Video: https://m.youtube.com/watch?feature=you ... Jr6THyLiRU)

Wenn ich mal Zeit habe, werde ich die Links, die wir gesammelt haben zu dem Verfahren hier einstellen. Neben der Verhinderung des Nachstars ist wohl ein weiterer Vorteil, dass die Linse sich nicht verschiebt, da sie ja mit den Rändern verwächst. Das würde beim Annähen ja aber auch ähnlich sein, oder?

@Merles Papa: In den USA ist auch ein Versuch mit mehreren Kleinkindern erfolgreich gewesen, denen mit Hilfe von Stammzellen Linsen nachgewachsen sind. Den Ansatz fand ich auch gut. Link zum Artikel: http://www.t-online.de/lifestyle/gesund ... -star.html

So, das war es erstmal von mir. Wir sind noch im Krankenhaus und werden morgen entlassen. Danach geht's dann auf Optikersuche für die erste Brille.
Lilly
Vielschreiber
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von Lilly »

Schön, dass die OP gut verlaufen ist! Alles Gute für die nächste! Unsere Kleine wurde mit 5 Wochen operiert. Da stellte sich die Frage mit gleichzeitiger Implantation nicht.
Ich kann eure Entscheidung nachvollziehen. Sollte später nochmals eine OP nötig sein, weil es sich doch nicht so entwickelt hat (ich meine Implantat Berechnung/ Wachstumsprognose), dann wärens im Endeffekt wohl auch 2 OPs pro Auge. So habt ihr die Chance mit je 1er davon zu kommen. KL fällt weg, und Brille wäre so oder so nötig. Jetzt ist sie anfangs halt etwas dicker und ihr werdet vielleicht öfters eine neue brauchen. Hört euch wegen einem Optiker gut um, wäre super, wenn der auf Kinder spezialisiert ist. Vielleicht kann euch der Blindenverband oder die Sehfrühförderstelle einen Tipp geben.

Mal ne Frage am Rande; musstet ihr bei der neueren OP Methode was dazu bezahlen oder zahlt die Kasse komplett?

Danke für die interessanten Links! Vielleicht kann man die auch noch in einem Infothread sammeln?

Liebe Grüße
Lilly
ALa
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von ALa »

Hallo Lilly!

Nein, wir müssen nichts dazuzahlen (zumindest habe ich nichts unterschrieben, wo das drin gestanden hätte ;-).
Ich weiß aber nicht, ob die Kasse das komplett übernimmt oder ob das KH hier was beisteuert im Rahmen eines Forschungsprojektes?!?

Wg. Optiker bin ich am Telefonieren, eine Empfehlung habe ich schon - wichtig ist ja, dass sie sich mit Brille über IOL bzw. Kontaktlinsen bei Kleinkindern auskennen...das wird spannend, zumal wir sofort eine brauchen. Hatten erst nach der zweiten OP damit gerechnet.

Für Links hatte doch Merin mal einen Thread aufgemacht, soweit ich mich erinnere. Da schaue ich mal, wenn ich wieder am PC bin. Links zu Studien hätte ich auch hilfreich gefunden, das war ne ziemlich mühsame Sucherei! (*Danke an meine Mutter, die die meisten gefunden hat!)

Liebe Grüße!
merin
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von merin »

Ja, ich verstehe das auch, wenn der Star erst spät entdeckt wird und die Chance besteht, mit nur einer OP auszukommen und sich die KL-Qual zu sparen. Denn wir sind ja ein Beispiel dafür, dass auch bei Babys die KL-Gewöhnung nicht immer klappt.

Mich stört es ein wenig, dass hier nebenbei Gentechniklinsen diskutiert werden, ich hätte das gern in einem eigenen Thread. Wenn ich hier nun meine sehr starken Vorbehalte dagegen äußere, hätte es mit dem Thema hier nichts mehr zu tun...
glupsch
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Re: Vor- und Nachteile "Bag in the Lens" (BIL) gegenüber IOL

Beitrag von glupsch »

Mach doch einen eigenen Thread fuer die Gentechnik-Linsen auf :) Die Diskussion wird sicher interessant, wenn auch vielleicht etwas hitzig, wie bei solchen Themen ja immer...
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
- Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz
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