Operation mit 10 Monate mit Einsatz künstlicher Linse

Hier kann alles zum einseitigen Katarakt besprochen werden.

Moderatoren: Angela, merin

Antworten
Steps
Beiträge: 2
Registriert: Dienstag 11. Dezember 2007, 21:28

Operation mit 10 Monate mit Einsatz künstlicher Linse

Beitrag von Steps »

Hallo,

nachdem die Operation und der große Schock nun 2 Monate her sind, möchte ich unsere Geschichte erzählen.

Sebastian hat im Sommer immer beim Rausgehen das rechte Auge zusammengekniffen. Zuerst dachten wir daß er einfach an diesem Auge empfindsamer ist. Allerdings hatte ich doch schon seit einiger Zeit das komische Gefühl, daß mit seinen Augen irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder habe ich meinen Mann und meine Mutter gefragt, ob ihnen denn nicht auffällt, daß Sebastian manchmal "komisch" schaut. Beide verneinten immer wieder und als ich bei der Kinderärztin bat, seine Augen genau zu untersuchen, meinte sie, daß er ein klein wenig schielen würde, aber dies in seinem Alter vorkommen kann und von alleine wieder vergeht. Wir beobachen es, meinte sie. Damit gab ich mich zuerst zufrieden, da ich ja nie in Worte fassen konnte, was mich wirklich an seinen Augen irritierte.
Bei der nächsten Untersuchung nach einem Monat, bat ich sie wieder um eine genaue Kontrolle der Augen. Sebastian hielt nicht wirklich still und sie war auf einmal ein bißchen irritiert, sprach von Strabismus, daß sie aber nicht sicher sei .... blablabla Jedenfalls hat sie mir eine Überweisung zur Augenärztin geschrieben. Gut, ich habe gleich für den nächsten Tag dort einen Termin bekommen. Und bei der Annahme meinte die Helferin: Bah, Strabismus hat er sicher nicht, so ein Unsinn! Ich war richtig happy daß die Sekretärin auch noch meine Zweifel bestärkte, schon langsam glaubte ich echt, daß ich mir alles einbildete.
Endlich wurden wir aufgerufen und de Frau Doktor hat mit einem Stofftier vor Sebastians Augen nach links und rechts gewachelt und anschließend leicht sarkastisch gemeint: Was will deine Mama hier? Du bist so ein süßer Bub mit so schönen großen blauen Augen! Ehrlich, ich kam mir veräppelt vor. Mit Wut im Bauch habe ich sie schnippisch gefragt, wenn wir jezt schon da sein, ob es nicht möglich wäre ihn richtig zu untersuchen. Daraufhin hat sie mit diesem Leuchtstift seine Augen untersucht und wurde immer ruhiger. Sebastian wurde auf beiden Augen eingetropft und nach der schier endlosen Wartezeit wurde grauer Star am rechten Auge diagnostiziert. Ich war natürlich geschockt, die liebe Frau Doktor hat sich inzwischen selbst gelobt, wie gescheit es doch von ihr war ihn einzutropfen!!!!!!
Am nächsten Tag waren wir im Wr. AKH, wo wir gleich an die Spezialisten für Babys mit grauem Star gekommen sind. Es wurde gleich die Woche darauf ein OP-Termin festgelegt. Der Professor meinte anschließend daß die Trübung schon massiv war, die OP aber sehr gut verlaufen ist. Sebastian hat eine Linse mit 23 Dioptrien eingesetzt bekommen.
Nun leben wir 6 Stunden täglich ab, und naja es ist schon sehr schwierig. Es klappt nur, wenn wir ihm Fäustinge anziehen, so kann er aber nichts angreifen, nicht spielen, nicht essen, trinken, sich nicht mal selber den Schnulli in den Mund stecken :-(... grausam. Er ist auch entsprechend grantig. er wurde jetzt ein Jahr alt und versteht leider noch nicht, daß das Pflaster oben bleiben muss.
Beim nächsten Termin zur Kontrolle werde ich mal nachfragen, wielange wir das Abkleben praktizieren müssen. Ich weiß es wird sicher noch sehr lange so weitergehen *seufz*.
Wie schafft ihr es? Welche Tricks habt ihr?

Danke fürs Lesen, es musste mal raus....
Viele Grüsse,

Steps
TUX
Beiträge: 68
Registriert: Montag 8. Oktober 2007, 14:21
Wohnort: 66954 Pirmasens

Beitrag von TUX »

Hallöchen,

unsere Tochter ist nun ein halbes Jahr alt und wurde mit 6 Wochen das erstemal am einseitgen grauen Star operiert. Ihre wurde jedoch keine künstliche Linse eingesetzt. Sie ist seither mit Brille und Kontaktlinse versorgt. Leider hatte sich kurz nach der ersten Op ein Nachstar geblidet so das sie im Alter von 12 Wochen erneut operiert wurde. Im Januar ist nun die 3. OP da sich noch Linsenreste im Auge befinden.
Soviel kurz zu unserer Vorgeschichte.
Das Problem mit den Ärzten kennen wir auch. Sind fünf Wochen lang von einem Arzt zum anderen bis wir endlich eine Diagnose hatte. Bis dorthin war ich nur eine hysterische Hypermutter.
Zunächst wünsche ich euch viel Glück und Kraft für die kommemde Zeit.
Zu dem abkleben muß ich sagen das ich 6 Stunden zu beginn der Therapie sehr lange finde. Aber ich bin kein Arzt. Was ich allerdings sehr bedenklich finde ist das ihr ihm Fäustlinge anzieht so das er nichtmal spielen kann.
Gerade das Spielen ist bei abgeklebten Auge wichtig. Sonst trainiert er es ja nicht richtig. Ich denke es wäre effektiver weniger abzukleben und sich dabie aber aktiv mit ihm zu beschäftigen.
Sprich vielleicht 3-4 Stundne und ihn dann durch spaziergänge und intensives gemeinsames Spielen abzulenken.
Am besten versucht ihr auch Frühförderung für ihn zu beantragen.
Da der Star doch relativ spät festgestellt wurde solltet ihr alles versuchen ihn richtig zu fördern.

Ich hoffe ich habe ein wenig helfen können. Wenn ich dir hier unsere ganze Geschichte erzählen wollte würde dies sicherlich den Rahmen sprengen. Wenn du noch Fragen hast oder Informationen suchst kannst du dich aber gerne wieder an mich wenden. Bin auch gerne bereit mit dir telefonisch in Kontakt zu tretten.

Viel Glück
Steps
Beiträge: 2
Registriert: Dienstag 11. Dezember 2007, 21:28

Beitrag von Steps »

Hallo TUX,

herzlichen Dank für deine Antwort, sie hat mich zum Nachdenken bewogen. Ich finde du hast Recht, und ich werde bei der nächsten Kontrolle diese 6 Stunden ansprechen. Wir haben heute nach längerer Zeit wieder probiert abzukleben ohne Fäustlinge. Naja, es war katastrophal :cry: ... Du hast sicherlich Recht, es ist keine gute Lösung ihm die Hände einzumummen, allerdings war es in unserer Verzweiflung nichts besseres eingefallen, und keiner hat uns bisher deine Bedenken geäussert, denen ich nun absolut beipflichten muss.

Wie schafft ihr das Abkleben?

Du hast eine Frühförderung angesprochen. Darf ich dich fragen, was du damit meinst?
Ich habe schon überlegt mit Sebastian zu einer Energetikerin zu gehen um seine rechte Gehirnhälfte wieder mehr zu aktivieren... aber ich konnte noch niemand passenden finden. Auch weiß ich nicht ob dies etwas bringt oder eher das Gegenteil bewirkt.

Vielleicht findest du nochmals Zeit für eine kurze Antwort, ich wäre dir sehr dankbar,

viele Grüsse und auch euch alles Gute,

Steps
yesna
Beiträge: 30
Registriert: Mittwoch 30. Mai 2007, 07:17
Wohnort: wetzlar

Beitrag von yesna »

Hallo Steps,

zunächst einmal möchte ich TUX beipflichten, dass einsperren der Finger tatsächlich nicht der richtige Weg sein kann. Allerdings seid ihr in dem Nachteil, dass ihr erst recht "spät" mit dem Abkleben beginnt.
Meine Tochter (jetzt 15 Monate alt) wurde mit 3,5 Monaten am linksseitigen Star operiert, seitdem mit Kontaktlinsen und Brille versorgt, hat das Kleben von Anfang an gut mitgemacht (unsere genaue Geschichte habe ich in der Rubrik einseitiger Star geschildert). Aber sagen wir so: mit 3,5 Monaten hatte sie noch nicht die Möglichkeit, sich wirklich dagegen zu wehren, und akzeptiert es daher als "normal". Sie kennt es eben nicht anders.
So langsam merke ich, dass sie begriffen hat, dass sie das Pflaster auch selber abziehen kann, glücklicherweise ist das aber eher die Ausnahme.
Ein Vorteil wenn sie Brille trägt ist auch, dass sie dann gar nicht so leicht an das Pflaster drankommt, da der Nasensteg im Weg ist. Vielleicht würde bei euch eine Lesebrille helfen?!

TUX hat recht, veilleicht solltet ihr erstmal mit einer kürzeren Zeit starten (evtl auch erstmal mit nur 1 Std, oder 2 x 1 Std täglich). Die Ärzte werden vermutlich meinen, dass ihr bei den 6 Stunden bleiben solltet, da der Star bei euch verhältnismäßig spät entdeckt wurde. Aber es wäre evtl einen Versuch wert, klein anzufangen und täglich o.ä. 1/2 Stunde zu steigern bis ihr die 6 Std erreicht habt.

Um auch noch deine Frage nach der gesamten Länge des Abklebens zu beantworten: In der Regel dauert die Vernetzung der Augen mit dem Gehirn bis zum Alter von 6 oder 7 Jahren. Solang wird normalerweise auch abgeklebt.

Da ihr die Frühförderung ansprecht, auch dazu noch meinen Senf:
Die Frühförderung ist eine spezielle Förderung für Kinder, die behindert sind oder denen eine Behinderung oder Entwicklungsverzögerung droht; so eben auch durch das eingeschränkte Sehvermögen.
In der Regel "spielt" dann eine ausgebildete Person intensiv mit dem Kind, um die Sehreize zu verbessern und auch Tipps für den Alltag (später auch im Kindergarten und in der Schule) zu geben.
Wir sind nicht bei der Frühförderung, da der Kinderarzt meinte, wir bräuchten es nicht und hätten mit der Krankengymnastik genug Termine.
Dazu auch meine Frage bezüglich der Energetikerin:
Ich weiß gar nicht, was das ist, aber hat Sebastian denn sonst Auffälligkeiten mit der rechten Gehirnhälfte? Denn eigenltich erfolgt der Sehlernprozess über den Sehnerv, sodass ich da zumindest vorher mal den Kinderarzt oder einen Physiotherapeuten zu befragen würde.

Zum Schluss noch einige Tipps von meiner Seite zu Spielideen mit abgeklebtem Auge:
- bunte Bauklötzchen oder Lego-Duplosteine oder Stapelwürfel stapeln und auseinanderbauen/umwerfen
- Bilderbücher, auf denen wenige, kontrastreiche, einzelne Motive drauf sind, evtl auch mit Fühlelementen
- mit Wachsmalstiften auf Papier malen (können auch schon 1-jährige und haben jede Menge Spaß dabei), auch Fingerfarben kommen gut an, machen nur ziemliche Kleckerei
- einen bunten, klingenden Ball hin- und herrollen, oder auch ein Schiebeauto

Hoffentlich konnte ich dir weiterhelfen. Bei weiteren Fragen, einfach bei mir melden.

Alles Gute.
Eva
Beiträge: 18
Registriert: Donnerstag 29. November 2007, 22:17
Wohnort: Wien

Beitrag von Eva »

Hallo Steps,
meine Tochter ist jetzt 18 Monate alt und wurde mit 4 Monaten am Wiener AKH (Sebastian auch, oder?) an einseitigem grauen Star operiert. OP verlief gut, jetzt haben wir eine Kontaktlinse. Unsere Augenärztin im AKH empfiehlt uns, bis zur Hälfte der Wachzeit abzukleben. Unser praktisches Ziel sind 4 Stunden, was wir auch gut geschafft haben, solange Emily das Pflaster noch nicht herunter reissen konnte. Momentan sind wir bei ca 2,5 - 3 Stunden, mehr geht einfach nicht an einem Tag, da Emily dabei ganz intensiv beschäftigt und abgelenkt werden muss. Am besten wäre es, jeden Tag ein neues Spiel zu erfinden. Manchmal hilft es auch, Freunde zu besuchen, da fremde Umgebungen sie ablenken (manchmal dann abe auch zu sehr ängstigen). Gut geht momentan auch Lego, Bilderbücher zum Fühlen und vor allem kleine Döschen, die man mit irgendwas befüllen und wieder ausräumen kann. Spazieren im Kinderwagen mit Knabbereien in jeder Hand ist manchmal gut und auch der Spielplatz.
Wir haben seit einigen Monaten Frühförderung und ich kann es sehr empfehlen. Die Förderin kann sehr gut mit Emily umgehen, bringt spannendes zum Spielen mit, das uns auch Anregungen gibt und hat vor allem immer ein Ohr und gute Tipps für unsere Altagsprobleme und Frusterlebnisse. Vielleicht wäre das bei Sebastian auch eine gute Hilfe, um von den Fäustlingen weg zu kommen.
Ich kann Dir gerne auch noch per Mail mehr zur Förderung schreiben. Alles Gute und liebe Grüße
Eva
TUX
Beiträge: 68
Registriert: Montag 8. Oktober 2007, 14:21
Wohnort: 66954 Pirmasens

Beitrag von TUX »

Hallo Steps,

zwischenzeitlich hast du ja schon eine menge Tips bekommen wie du Sebastian gut ablenken und beschäftigen kannst. Das sind auch so die Sachen die mit meiner Kleinen tue. Du hast es natürlich wesentlich schwere weil meine Kleine es ja eigentlich gar nicht anders kennt im Gegensatz zu eurem Sohn. Aber gerade weil der grauer Star so spät bei euch diagnostiziert wurde müßt ihr ganz intensiv mit ihm spielen wenn ihr abklebt damit er auch sein Auge gut trainiert.
Aber eigentlich schreibe ich dir heute zum Thema Frühförderung.
Hier im Forum gibt es verschiedene Meinungen dazu. Ich möchte dir hier meine Ansicht mitteilen
Frühförderung steht behinderten Kindern zu bei dennen irgendetwas vorliegt was die körperliche oder geistige Entwicklung des Kindes schädigen könnte.
Beides liegt bei unseren Kinder vor. Die Frühförderung wird von den Sozialämtern gezahlt. Das heißt du brauchst zunächst eine Bescheinigung von den Augenärzten das dein Kind diese Förderung braucht. Dies ist bei einseitigem grauen Star nicht selbstverständlich. Aber du findest sicherlich irgendein Augenarzt der dir dies bescheinigt. Dann mußt du einen Antrag auf Kostenübernahme beim Sozialamt stellen. Sobald die dies bestätigen kannst du dich an die nächste Blindenschule wenden von dort wird die Frühfröderung geleitet. Dann kommt so im Abstand von ca 3-6 Wochen eine Dipl. Sozialpädagogin zu euch nach Hause die dann intensiv mit euerem Kind spielt und es zum sehen animiert. Zeitgleich hat sie auch noch ein Auge auf seine entwicklung. Manche Kinder entwickeln sich manchmal nicht so gut weil sie so schlecht sehen und ihre umwelt nicht richtig wahrnehmen.
Die Frühförderin bringt immer Spielsachen mit was meine Kleine ganz toll findest weil das dann mal was neues ist. Außderdem steht sie euch mit rat und tat zu seite wenn es um fragen nach der richtigen klink oder kindergarten etc geht. Die Betreuung läuft in der Regel bis das kind in die schule kommt.
Die frühförderung geht auch in den Kindergarten wenn es dort irgendwelche probleme gibt.
Also ich kann nur sagen das unsere kleine es vielleicht bräuchte weil sie sich bisher sehr gut entwickelt. Aber nun kommt doch wieder eine OP auf uns zu und keiner weis wie weit sie das wieder zurück wirft. Außderm kann die Förderung sicherlich nicht schaden. Und wenn ihr feststellt das ihr sie doch nicht nötigt habt dann könnt ihr sie immer noch abbestellen.
Es klingt kompliziert das alles zu beantragen aber bei uns hat alles in allem nur eine Woche gedauert und war ganz easy. Also ich kann sie nur empfehlen.

Ich hoffe ich habe dir weiter helfen können

Grüßchen
Antworten