Eine OP ist nicht immer notwendig!

Hier kann alles zum einseitigen Katarakt besprochen werden.

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Mia
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Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Mia »

Hallo liebe Leser, ich bin neu hier und das Thema könnte einige Eltern bestimmt auch interessieren.

Ich bin jetzt 22 Jahre alt und habe von Geburt an einen Grauen Star im rechten Auge.
Wie alle Eltern hatten meine nun die schwirige Entscheidung: ,, OP oder nicht? ,,
Sie besuchten mit mir (im Säuglingsalter) die Freie Universität in Berlin. Und befragten einen in der Augenheilkunde sehr bekannten Prof. Dr. Wollensack.
Dieser Mann gab die ausschlaggebende Antwort, die ich wie ich finde, die beste Entscheidung war!
Er sagte: ,, Wenn es mein Kind wäre würde ich sie nicht operieren lassen! Das nicht betroffenen Auge ist gesund und könnte duch das ständige Abkleben Schaden nehmen. Und überhaupt steht es noch nicht fest ob das Kranke Auge überhaupt richtig die gewünschte Leistung bekommt. ,,

Meine Eltern haben mich nicht operieren lassen. Ich bin ganz normal und überhaupt nich in Watte gepackt aufgewachsen.
Ich habe meinen Moped, dann Auto und Motorrad Führerschein gemacht. Und Arbeite heute in der Pharmazie, in einer Apotheke.

Ich bin zwar auf dem rechten Auge blind und man sieht die graue Linse, was nieeeeeemanden stört.
Mir ist ein Leben mit OP´s, Starenbrille, und Hänseleien erspart geblieben.

Bitte liebe Eltern: Wenn ein Auge gesund ist, überdenkt es doch noch mal. Haldelt mit besten Wissen und gewissen. Denn vielleicht ist nicht immer eine OP notwendig.

Danke. :D Falls es Fragen gibt beantworte ich diese gern.
Angela
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Beitrag von Angela »

Hallo,

finde ich interessant.

Allerdings haben meine Eltern auch mal genau so eine Info bekommen, zum Glück bin ich aber operiert und sehe besser als vorher und bin auch zufrieden so.

Da mein linkes Auge aber viel schlechter ist, gelte ich als funktional einäugig. Daher kann ich bestätigen, dass man mit nur einem Auge sehr gut klar kommt.

Das Argument mit dem Abkleben leuchtet mir ein. Wir kleben zurzeit auch ab und ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass das bessere Auge evtl. schlechter werden könnte. Allerdings hatten wir bisher nur den Effekt, dass das schlechtere tatsächlich besser wurde und das bessere blieb wie es war....

LG

Angela
merin
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von merin »

Wir mussten diese Entscheidung nicht treffen, da beide Augen betroffen waren und klar war, dass ein bissel sehen immer noch besser wäre als nichts. Ich stelle es mir extrem schwer vor, so eine Entscheidung treffen zu müssen.

Was mich interessieren würde: Wie hast Du die Sehtests für die Führerscheine bestanden? Ich dachte immer, dreidimensionales Sehen sei Voraussetzung, das kann man ja mit einem Auge nicht haben. Ist das falsch? Und: hast Du im Auto und am Motorrad zusätzliche Spiegel, um das eingeschränkte Sehfeld auszugleichen?
Angela
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Angela »

Hi,

nee, ich habe ja auch Führerschein, obwohl ich als funktionell einäugig gelte. Ich soll allerdings beidseits Spiegel haben, aber sonst nichts besonderes..... Ist ja schon über 10 Jahre her, sieht heute vielleicht anders aus...

LG

Angela
merin
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von merin »

Beidseitig Spiegel hat man ja eh immer, oder?
Mia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Mia »

Hallo merin.

Also da ich ja auf der rechten Seite gar nichts sehe, habe ich auch kein Räumliches sehen.
Ein Räumliches sehen ist keine Vorraussetzung zum Auto fahren. Auch Menschen mit 2 sehenden Augen kann das Räumliche sehen fehlen.

Meine Mutter hat das von Anfang an nie in frage gestellt ob das geht oder nicht :D Ich brauche weder zusätzliche Spiegel noch irgend welche anderen Hilfen. Ich fahre ganz normal Auto und Motorrad wie jeder andere auch. Ich muss nicht langsamer fahren als andere oder öfter anhalten :D Und worüber sich jeder wundert: Ich brauche keine Brille zum Auto fahren. Jeder muss vorher einen Sehtest machen und ich brauche noch keine Brille.

Wenn man damit aufwächst ist das kein Problem. Ich kann zum Beispiel auch Jonglieren, wo alle immer sagen: ,,um das zu können braucht man das Räumliche Sehen.

Freut mich über dein Interesse :D
Mia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Mia »

Ja ne nicht immer. Bei den alten Moped´s zum Beispiel braucht man nur links einen. :D
merin
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von merin »

Danke für diese Hinweise.
Silvia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Silvia »

Mmmh, ich bin mit einer Mama befreundet, die auch einäuigen grauen Star hat und auch aufgrund Nicht-Abklebens in der Kindheit 1äugig blind ist. Sie hadert total damit und ist daher umso mehr bei ihrem eigenen Kind mit dem Abkleben hinterher.

Meine Frühförderung meinte, wenn 1 Auge komplett blind oder stark sehgeschädigt ist, wäre die Wahrscheinlichkeit höher, das gesunde Auge mal bei einem Unfall zu verletzen o.ä.

Ich würde definitiv immer operieren lassen bei einäugigem grauen Star + auch abkleben, da man eben nicht genau weiß, was die Zukunft bringt. Und die Abkleberei sein lassen wenn es keinen Erfolg zeigt kann man ja immer noch.

Aber toll finde ich, wenn man erwachsen ist und sich komplett so damit arrangieren kann wie es ist. Das macht das Leben leichter und schöner. Ändern lässt es sich DANN sowieso nicht mehr.

Ich habe mit meiner 60%igen Sehkraft auf dem linken Auge immer gehadert (80% rechtes Auge), weil ich eben NICHT so schnell sehen und reagieren konnte (in der Schule vom Tafel ablesen) wie andere. Aber HEUTE - dank der Sehbehinderung meiner Tochter - verstehe ich garnicht mehr, warum mich das so stören konnte. Ich wäre aber lieber mehr abgeklebt worden denke ich.
Angela
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Angela »

Meine ganzen Einschränkungen beim Führerschein kommen daher, dass auch mein besseres Auge nicht besonders gut sieht. Ich durfte damals nur mit allen Augen zudrücken überhaupt den Führerschein machen. Nachts fahren darf ich z. B. auch nicht, hatte ich ganz vergessen.... Ich fahre nämlich schon seit ca. 10 Jahren nicht mehr - und das ist o.k. Ich glaube, ich wäre im besten Falle ein Verkehrshindernis, im schlechtesten die Unfallursache. Das muß ja nicht sein...
Es stimmt - man kann wirklich viel kompensieren. Ich kann zwar nicht jonglieren :-), aber z. B. Federball/Tischtennis spielen etc. - und auch gut Entfernungen schätzen. Nur in sehr zwielichtigen Situationen kommt es vor, dass ich mal was umwerfe, weil ich mich verschätzt habe.

LG

Angela
Mia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Mia »

Klar wenn bei so einer Op alles gut geht ist das vielleicht nicht schlecht. ich habe vor einiger Zeit ein Mädel kennen gelernt. die wurde auch operiert. Sie ist so alt wie ich. Trotz Op ist es möglich die Sehkraft wieder zu verlieren. So geschah es bei ihr. Durch das ständige abkleben des gesunden Auges, kam es zu einer Schädigung dessen. Heute sieht sie auf einer Seite gar nichts und das andere nur schlecht. Sie muss eine dicke Brille tragen und hat einen so genannten Silberblick.

Achso und was die Sache mit dem Unfall betrifft. Also das Risiko sich am Auge zu verletzen ist bei gesunden Leuten auch gegeben! Klar sollte das Auge die Sehkraft dann verlieren ist das mist. Aber wie hoch ist die möglichkeit das, das passiert? Nicht höher als bei anderen Leuten.
Manchmal denke ich auch ich könnte ja mal n bisschen aufpassen, aber das Leben ist zu schön als immer Angst zu haben. Fazit: Ich kleiner Chaot mach alles so wie immer :D

Mein Opa trägt seit er 3 Jahre alt ist ein Glasauge. Heute ist er 87. Und ist immernoch unbeschadet unterwegs.
Also ich bin froh das ich keine OP´s über mich ergehen lassen musste und ohne Kontaktlinsen und ohne Starenbrille duch´s Leben gehen konnte.

Na klar find ich es schön wenn es euren Kindern damit gut geht und es keine Komplikationen wie bei meiner Bekanntschaft gibt. Ich zu meinen Teil find es schön so wie es ist.

Sagt mal bitte, kennt ihr hier jemanden im Forum der sich selbst oder sein Kind hat nicht OP geschickt. Würde mich mal interessieren :D
Mia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Mia »

Interessant. Ich kann im dunkeln ganz normal sehen und auch Auto fahren. Ich werfe nichts um und so was. Manchmal glaube das bei mir auch ingendwie das Glück mitgespielt hat das ich keine Einschränkungen habe. Schade das das nicht bei allen so ist. :?
Silvia
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Silvia »

Ich glaube hier gibt es auch einige, wo nach der OP noch was schief geht... leider. Und aus dem Schneider sind wir ja irgendwie nie *g*. Aber hast schon recht. Zu sehr verrückt machend durchs Leben ist nicht schön. Und ich finds toll, wie sehr Du Dich mit der ganzen Sache arrangierst. Wobei auch 1äugig blind nicht als behindert gilt. Und ich hab auch kein räumliches Sehen und merke davon auch nix *g*.

Von einer Familie aus glaukom-kinder-de weiß ich, dass die das Kind garnicht haben operieren lassen. Da ging es aber glaube ich sogar um 2 Augen.

LG + bleib so positiv!!
Angela
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von Angela »

Hi nochmal Mia,

nur zur Eklärung, ich hatte beidseitigen Star und somit sind auch beide Augen sowieso geschädigt, daher die Probleme z. B. mit dem Führerschein.

Außerdem gab es bei uns so keine Alternative zur OP.

Interessant finde ich die Geschichte mit Deiner Bekannten, denn so etwas habe ich noch nie gehört und ich frage mich, ob da noch mehr als nur das Abkleben eine Rolle spielte.....

Dir wünsche ich auf jeden Fall weiter so viel Lebensfreude. :-D

LG

Angela
merin
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Re: Eine OP ist nicht immer notwendig!

Beitrag von merin »

Bei meiner Tochter sind auch beide Augen betroffen und ich finde das eine andere Geschichte. Ein Kind mit beidäugiger reifer Katarakt nicht zu operieren fände ich höchst unethisch. Es würde bedeuten, zu entscheiden, dass dieses Kind lebenslang blind ist, obwohl die Chance bestünde, dass es gut sehen lernen könnte.
Bei einäugiger Katarakt finde ich das was ganz anderes. Blindheit ist da zwar eien Möglichkeit, aber nicht sehr wahrscheinlich. Tatsächlich ist es da ja so, dass die Behandlung das gesunde Auge mit einbezieht und der Erfolg ungewiss ist. Vielleicht wäre ein Zwischenweg möglich: operieren aber nicht abkleben? Würde dann das schlechtere Auge überhaupt benutzt und wäre funktionsfähig, falls das andere verletzt würde?

Ich kenne auch einen Mann (über fünf Ecken) der nach angeborener Katarakt, die im jungen Alter operiert wurde, als Erwachsener aufgrund einer Folgeerkrankung erblindet ist. Das gibt es. Trotzdem finde ich, dass in so einem Fall die OP lohnt: Es ist ja der Unterschied zwischen "nie gesehen haben" und "x jahre gesehen haben". Und für mich ist es die OP und die Behandlung wert. Er selbst fand selbst seine Restsehkraft von 3% enorm wichtig - die hätte er ohne OP nicht gehabt.

Es ist eben imemr wieder das selbe Thema: Wir müssen Entscheidungen treffen, mit denen unsere Kinder dann leben müssen. Und obwohl wir es so gut tun, wie wir können, werden wir oft nicht wissen, ob wir optimal entschieden haben. Damit müssen wir leben. Gut finde ich, dieses Forum zu nutzen um die Bandbreite aufzumachen. Denn erst wenn Eltern wissen, dass es auch ohne OP gehen könnte, können sie diese Entscheidung in Erwägung ziehen.
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