Kindergarten - Integrationskind?

Hier kann alles zum einseitigen Katarakt besprochen werden.

Moderatoren: Angela, merin

Antworten
lupa
Beiträge: 7
Registriert: Dienstag 29. April 2008, 09:17

Kindergarten - Integrationskind?

Beitrag von lupa »

Hallo,
ich war jetzt über 2 Jahre nicht mehr im Forum und jetzt wo Lukas in
den Kindergarten kommt, haben sich auch wieder neue Fragen ergeben.
Also hier unsere Geschichte:
Bei Lukas wurde mit 10 Monaten auf dem rechten Auge der graue Star festgestellt. Mit 1 Jahr wurde eine Linse implantiert und wir haben
inzwischen fleißig abgeklebt. Lukas ist nun 4 Jahre. Da sich mit Abkleben
keine Besserung mehr ergeben hat, haben wir das Abkleben jetzt auf
1 Stunde reduziert.
Im Alltag merken wir kaum etwas von der Behinderung. Was bei ihm schon aufgefallen ist, ist, dass er nicht so gut mit anderen Kindern kann.
Diese interessieren ihn nicht, da ist er lieber bei Mama. Und dass er halt beim Laufen und Klettern vorsichtiger ist. Er kann aber Radfahren - hätte nie gedacht, dass er das so schnell lernt.
Im September hat nun für ihn der Kindergarten begonnen. Die ersten
3 Tagen haben super funktioniert, bis sie in den Turnsaal gegangen sind.
Das hat ihm anscheinend ziemlich Angst gemacht. Danach hatten wir eine
sehr schwere Zeit im Kindergarten, er hat viel geweint. Wir haben das aber durchgezogen, weil es mir inzwischen doch wichtig geworden ist, dass er mit anderen Kindern Kontakt hat und anfängt, sich von mir abzunabeln. Inzwischen weint er nicht mehr, geht aber immer noch nicht gerne hin. Heute hat mich die Erzieherin zu einem Gespräch mit einen Kinderpsychologin in den Kindergarten geladen. Diese wollte wissen,
wie eingeschränkt das Sehen von Lukas ist. Ich habe ihr erzählt, dass ihm das räumliche Sehen fehlt. Die Psychologin hat dann der Kindergärtnerin erklärt, dass Lukas deshalb beim Turnen, Spazierengehen, bei Menschenmassen usw. Probleme hat. Sie wird jetzt etwas Rücksicht auf ihn nehmen. Die Psychologin meinte auch, dass
er ´Schwierigkeiten haben wird, einige Aufgaben in der Vorschule zu erfüllen und deshalb ein Integrationskind werden soll. Das hat mich etwas geschockt, da ich Lukas nie als behindertes Kind gesehen und nun
wird er aber als solches behandelt.
Welche Erfahrungen habt Ihr im Kindergarten, der Vorschule und Schule gemacht?
Lg
Lupa
Silvia
Experte
Beiträge: 614
Registriert: Samstag 21. Oktober 2006, 14:39
Wohnort: Fulda

Beitrag von Silvia »

Ich denke das ist wieder mal sowas von unterschiedlich von Bundesland zu Bundesland mit der Integration...

Mir wäre es lieb gewesen, wenn Lisa Integrationskind hätte werden können. Sie hat (hatte? - es ist besser geworden, aber noch nicht ganz weg) nämlich auch heftig anfangs Probleme in großen Turnhallen und wenn viele Kinder / Menschenmassen durcheinanderlaufen. Sie sah damals um die 20 % beidseits. Ging bis so 50 % hoch. Unsere Frühförderung meint, nur wegen sowas kriegt man 1. keinen Behindertenausweis und 2. auch braucht man keine Integration. Die Kinder müssten einfach lernen, damit klarzukommen. Lisa ist schon seit sie 2 ist im Kindergarten - ich musste immer schon arbeiten gehen. Nun ist sie 5, sie hat den Kindergarten gewechselt, der neue ist viel größer und die Kinder sind häufig draußen und laufen querbeet, war anfangs für sie draußen sehr schwierig und hat ihr Angst gemacht (hat sie auch gesagt). Ich wollte anfangs ständig einen Termin mit der neuen Kindergärtnerin machen und ihr das ganze Sehproblem erklären, ob jmd. nochmal mit ihr zusammen reinlaufen kann etc. in dem Getümmel. Aus Zeitmangel hab ich es bislang nicht geschafft und mittlerweile sehe ich keinen Grund mehr. Sie musste einfach da durch. Auch wenn es mir als Mama wehgetan hat, war es letzten Endes nun besser so. Sie hat gleich Anschluss gefunden mit anderen Mädels (das war aber auch bislang nie ein Problem) und ist nicht aus der Reihe gefallen, dass eine Erzieherin sie an der Hand mit reingenommen hat (wird ja nur bei den ganz Kleinen gemacht).

Falls das mit Deinem Sohn mit der Integration klappt, sieh es als Geschenk. So hätte ich es bei Lisa gesehen - nicht dass sie dadurch wirklich "behindert" ist. Damit hat er es einfach mal eine Zeitlang leichter. Ich kenne jetzt so viele Starkinder mittlerweile, die alle Integrationskind waren und dann aber sogar 80 - 100 % Sehfähigkeit letzten Endes hatten... also nicht wirklich nötig mit Integration. (Nur hier bei uns in Hessen nicht...) Aber wats solls, die Kiddis hattens schwer, sollen sie's doch im Kindergarten mal leichter haben. In der Schule ist das eh net mehr so. Und einäugiger grauer Star bedeutet KEIN Schwerbehindertenausweise, also niemals behindert, nicht mal wenn ein Auge blind wär.

Also relax ruhig, versuch es deinem Sohnemann so leicht und schön wie möglich zu machen :-)) Nimm das positive an :-))

Und dass Dein Sohnemann noch nicht so großes Interesse an anderen Kindern hat, würde ich nicht auf die Sehbehinderung schieben. Lisa sah definitiv viel schlechter, aber als sie nur 10 % sah und so 1 1/2 war waren Kinder für sie das tollste. Die Frühförderung fand das immer sehr "merkwürdig" weil sie meinte, bei den meisten Kindern käme das wesentlich später- z.B. mit 4. Und vielleicht ist es bei Deinem Sohn erst mit 5.... Vielleicht sind ihm auch immer weniger Kinder lieber als mehr. Kann ja auch eine Charaktereigenschaft sein.
merin
Experte
Beiträge: 2059
Registriert: Freitag 25. Januar 2008, 16:03
Kontaktdaten:

Beitrag von merin »

Ich sehe es ähnlich: Genau die beschrieben Dinge machen auch T Probleme. T ist Integrationskind und wir haben viel Kontakt zu den Erziehrinnen. Sie ist ja auch 4 und seit sie 2 ist in der Kita. Anfangs hatte sie große Angst vor anderen Kindern, nun ist sie viel kontaktfreudiger.
Mia
Beiträge: 6
Registriert: Donnerstag 17. Mai 2012, 17:18

Beitrag von Mia »

Hallo :D
Ich stell mich mal vor. ich bin 22 und bin von Geburt an durch den Grauen Star auf dem Rechten Auge blind.

Ich hatte nie Probleme meine ,,Aufgaben,, zu erfüllen. Ich war schon immer gut im lernen, basteln, sport. Es gab nichts woran mich diese ,,halbe Blindheit,, gehindert hätte. Ballspiele, Jonglieren, klettern das geht alles auch super mit einem Auge :D Auto, Motorrad das geht alles

Also wenn ihr mich fragt, so eine kleine graue Linse konnte mich noch nie aufhalten.
Loony Moon
Vielschreiber
Beiträge: 203
Registriert: Donnerstag 8. Dezember 2011, 21:53

Beitrag von Loony Moon »

Lupa, auch das räumliche Sehen kann man etwas trainieren. Versuche es doch einfach am Wochenende, wenn ihr zusammen etwas macht.
Lass ihn abschätzen, wieviele Schritte es bis zur Straßenecke/Bäume/Laternen/Spielzeug sind und zählt dann gameinsam.
Irgendwann wird er vielleicht selbst einschätzen, wie weit etwas entfernt ist. Das gibt ihm auch ein Raumgefühl.

Mein Sohn hat heute noch manchmal die Schwierigkeit, räumliche Entfernungen (und damit auch Geschwindigkeiten) einzuschätzen. Dann wartet er lieber ab!
merin
Experte
Beiträge: 2059
Registriert: Freitag 25. Januar 2008, 16:03
Kontaktdaten:

Re: Kindergarten - Integrationskind?

Beitrag von merin »

Das fände ich für einen 4jährigen zu schwer als Aufgabe. Ich kann das nichtmal und sehe gut. Und auch nicht jedes 4jährige Kind kann zählen.... Ich könnte bei Interesse mal unsere Frühförderin fragen, wie sie das mit meiner Tochter übt. Im Alltag übt man es ja dauernd: beim Eingießen z.B. oder wenn man etwas greift.
Loony Moon
Vielschreiber
Beiträge: 203
Registriert: Donnerstag 8. Dezember 2011, 21:53

Re: Kindergarten - Integrationskind?

Beitrag von Loony Moon »

Man soll ja nicht groß anfangen. Manchmal reicht es ja auch, dass man im vertrauten Bereich fragt, wieviele Schritte es sind. :wink:

Bei meinem Sohn war es so, dass er ganz begeistert von solchen Denkaufgaben war. Dazu zählt auch Memory, später dann MauMau und Romme. Man muss das schon dem Alter anpassen. Und das mit den Zählen lernen geht ganz automatisch, wenn man mit dem Kind zum Beispiel im Buch zählt, wieviel mal ein bestimmter Gegenstand im Bilderbuch auftaucht. Wieviele Autos vor dem Haus stehen. Denn alles, was das Sehen schult, kann dafür nützlich sein, ein Raumvermögen zu schulen und zu erlernen.
Gestern habe ich mich mit meinem Mann (sehschwach durch spätbehandelten angebor. grauen Star) darüber unterhalten, wie groß ein bestimmter Baum wäre. Letztlich haben wir uns nur um ein paar Zentimeter "gezankt", aber meine Einschätzung lag näher dran. Er hat bei bestimmten Dingen auch nicht unbedingt eine gute Raumeinschätzung.:roll:
carmen
Beiträge: 1
Registriert: Montag 21. Mai 2012, 19:21

Re: Kindergarten - Integrationskind?

Beitrag von carmen »

Hallo,
ich war nun auch schon 4 Jahre nicht mehr hier und interessiere mich jetzt fuer einen neuen Kindergartenplatz. Unsere Kleine hat von Geburt an einseitigen Katarakt und kommt mit Kontaktlinse und Brille gut zurecht. Da wir ueber die Jahre im Ausland gelebt haben, und es hier keine Integrationskinder gibt, interessiert mich sehr was das denn genau bedeutet. Und wo beantragt man das?
Danke
carmen
merin
Experte
Beiträge: 2059
Registriert: Freitag 25. Januar 2008, 16:03
Kontaktdaten:

Re: Kindergarten - Integrationskind?

Beitrag von merin »

Es bedeutet, dass das Kind Anspruch auf eine bessere Betreuung hat, je nach Stufe eine viertel oder halbe Erzieherin mehr pro Gruppe. Man kann dann eben einfordern, dass die besonderen Bedürfnisse des Kindes erfüllt werden. Es muss dann auch eine Integrationsfacherzieherin geben in der Kita. Hier in Berlins ind Kitaplätze teilweise rar und einen I-Platz findet man eher, da hat der Status Vorteile. Das mag anderswo anders sein und Du solltest Dich vorab informieren. Manche Kitas nehmen gern Kinder mit Status, für die gibt es eben mehr Geld, womit sich allgemein ein höherer Betreuungsschlüssel umsetzen lässt - für alle in der jeweiligen Eirnichtung betreuten Kinder (denn natürlich geht es ja nicht, dass eine viertel Erzieherin immer bei unseren Kindern ist).

Die Einstufung erfolgt über das Gesundheitsamt. Ich fand dabei die Unterstützung eine Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte hilfreich. Die haben für uns einen Schwerbeschädigtenausweis beantragt. Als wir den hatten war die Einstufung total leicht. Falls ihr keinen habt reicht möglicherweise auch schon, dass Eure Tochter von Behinderung bedroht ist. Ich würde Euch aber raten, da Beratung zu suchen, ggf. über einen entsprechenden Verband vor Ort.
Antworten