Hi Papilljon,
Gut dass Du diese Forum gefunden hast. Es gibt hier viele Berichte von Eltern (und jetzt erwachsenen Kindern) die in Deiner Situation sind oder waren.
Wir haben selber einen 3 ½ jährigen Sohn mit einem angeborenen grauen Star und wir haben eine OP über 2 Jahre hinaus gezögert. Ich habe unsere Erfahrungen hier im Detail beschrieben:
viewtopic.php?f=4&t=3516
Ich glaube die Entscheidung für oder gegen eine OP ist fast schwerer für Eltern wo das Kind partial trotz Katarakt sieht, sowie es bei euch der Fall ist. Bei beidseitigem oder vollständigen Katarakt ist die Alternative Erblindung und da ist eine OP fast immer die bessere Alternative.
Eine OP bring gewisse Risiken mit sich (Vollnarkose, Glaukom, Komplikationen) und gewisse Konsequenzen (keine natürliche Linse, vermindertes räumliches Sehen) die man vorsichtig abwägen muss, gegen die Konsequenzen nicht zu operieren (teilweiser oder kompletter Sehverlust). Viele der Risiken nehmen allerdings mit zunehmendem Alter des Kindes ab wie die Vollnarkose und das Glaukom Risiko. Die akute Nachbehandlung nach der OP dauert 2-4 Wochen mit Tropfen und geht schnell vorbei. Der wahre Aufwand ist das tägliche Abkleben über Jahre, aber das hat man so oder so vor sich wenn man die Sehleistung verbessern will. Diese Entscheidung müsst Ihr allerdings selber treffen.
Beim Katarakt spielen 3 Faktoren eine wichtige Rolle: die Größe, die Orientierung zur optischen Achse (ob das Sehfeld frei ist) und die Dichte der Kapseltrübung. Bei uns war die Kapseltrübung Groß und das Sehfeld nicht frei aber wir vermuten, dass er trotzdem durch die Trübung hindurchsehen konnte und damit (anfangs) weniger eingeschränkt war als zu erwarten gewesen wäre.
Allerdings wächst und verändert sich das Auge der Kinder ständig und auch die Kapseltrübung kann sich verändern. In ganz wenigen Fällen kann sie sich verringern und in einigen Fällen vergrößert oder verdichtet sie sich. Vielleicht gibt es bei euch eine derartige Veränderung, welche die Sehleistung negativ beeinflusst. Das könnte ein Faktor sein die OP neu zu evaluieren.
Wie auch immer ihr euch hinsichtlich einer OP entscheidet, ich persönlich (ich bin kein Arzt), würde empfehlen die Okklusion fortzuführen. Wir waren bei 5 verschiedenen Ärzten und die Empfehlung zu operieren und was für eine OP variierten, aber die Okklusionsempfehlung war bei allen gleich. Das Gehirn wählt immer den einfachsten Weg und wenn ein Auge schwächer ist wird das starke Auge immer weiter bevorzugt was zur weiteren Verschlechterung führt.
Unser derzeitiger Plan ist es bis zum Alter von 8 Jahren abzukleben – ein langer Weg – aber erst dann ist die Entwicklung des Auges abgeschlossen. Mit konsequentem abkleben kann man in vielen Fällen den aktuellen Visus beibehalten oder sogar verbessern – allerdings nur wenn sich die Trübung nicht weiter verändert.
Ich hoffe das hilft dir weiter.