Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Hier gehört alles hinein, was in den anderen Foren nicht so richtig hinpasst.

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Lilly
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von Lilly »

Also wir hatten ab ca 8. Lebensmonat eine Einstärkenbrille mit +2 Dioptrien nur am Starauge, die die Dame bei der Lowvisionberatung und die Sehfrühförderin empfohlen hatte, damit sie nen schärferen Seheindruck bekommt in ihrer eigenen Armlänge. Aufsetzen sollte ich sie bei entsprechenden Spielen, alse wenn sie zB selber ne Rassel in der Hand hält etc. Das war kurz vorm Krabbeln, also bevor sie selber sich in die richtige Entfernung begeben kann. Und die KL war immer auf ca 50 cm eingestellt. Klang einleuchtend mit der Brille, in der Praxis konnten wir sie nur sehr kurze Zeit verwenden, weil die KL durchs Wachstum zu stark wurde. Bis dann wieder ne neue da war, Brillenpause. Danach wurde die Brille erstmal nicht mehr akzeptiert. Da war sie schon deutlich mobiler und hat sie schnurstraks runtergerissen und drauf rumgekaut.
Wir hatten dann extra von der Sehfrühförderin ne Lichtbox über mehrere Monate da (im Sommer war keine Förderung) in der Hoffnung, dass sie dabei die Brille aufbehält. Hat nicht wirklich funktioniert. Ob sie eine Bifobrille besser akzeptiert hätte, weiß ich nicht. Die Brille war gar nicht so lange drauf, dass sie das gemerkt hätte glaub ich.
Und trotzdem hat sie sich sehr schnell entwickelt, hat früh gekrabbelt, hat die ersten Schritte vor dem ersten Geburtstag gemacht (beidäugig) und ist dann bald auch abgeklebt durch ihr bekannte Räume gewetzt. Wenn sie jetzt an einen neuen Ort kommt, ist sie erstmal etwas ruhiger. Aber wenn zB Kinder dort sind, war das auch zu Beginn des Laufens genug Motivation da auch abgeklebt hin zu dackeln. Natürlich vorsichtiger als beidäugig. Bei meiner Schwester ist sie auch schon mal 15 Min abgeklebt durch die Bude gewetzt. Das sie dabei gar keine KL trug ist mir erst aufgefallen, als ich das Auge mal tropfen wollte! Die Kinder haben ihre ganz eigenen Strategien und schärfen die anderen Sinne. UND Sehen ist in erster Linie eine Leistung des Gehirns.
Seit ein paar Wochen probieren wir die Brille jetzt wieder, diesmal mit Tablet-PC anstatt mit Lichtbox :D . (Eigentlich wollte ich sie ja für eine Bifobrille fit machen). Jetzt kann sie sie auch länger aufbehalten, ihre Aufmerksamkeitsspanne ist jetzt deutlich länger als mit 8 Monaten :) Brille für 5 Minuten rauf war auch nicht wirklich praktikabel. Und Bilderbuch schauen ist seit etwa 3 Monaten ihre Lieblingsbeschäftigung.

Also vom Gestell her haben wir ein Miraflex, da wäre das Glas eh recht groß. Vielleicht gehts da auch mit Bifo gut. Das ist aber ne Brille mit Gummiband, die hält nicht ohne dieses.
Sonnenbrille haben wir ohne Stärke. Seit diesem Winter lässt sie sie drauf. Ich trage aber dann auch immer selber eine und wir haben mit einer alten Babysonnenbrille geübt, in dem sie ihre Stofftiere aufgesetzt haben und wir "guck guck wo ist denn die ..." gespielt haben. Da wollte sie sie dann selber aufsetzen und sich verstecken.
merin
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Brille so viel ausmacht. Bei Werten zwischen 13 und 40 Dioptrien, wie unsere Kinder sie haben, machen die 3 Dioptrien im Nahteil nicht so viel aus und der rollende Ball ist ja dann auch nicht plötzlich weg. Ja, das Bild ist dann unscharf, aber Kinder unter einem Jahr haben eh meist unscharfe Bilder, das scharfe Sehen bildet sich ja meines Wissens erst allmählich heraus. Insofern muss man sich mit der Brille, so denke ich, keinen Stress machen. Mir wurde immer erklärt, dass es wichtig ei, dass es einen Punkt scharfen Sehens gibt. Ob dieser nun 23, 50 oder 100 cm weit weg ist, ist wohl nicht soo wichtig.
glupsch
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von glupsch »

Ich könnte mir vorstellen, dass bei einseitigem Katarakt wichtiger ist, dass auf der "richtigen" Distanz (also da, wo der Zwerg viel guckt) scharf gesehen wird, als bei beidseitigem. Denn auf dem gesunden Auge sieht das KInd scharf und so landet das erkrankte Auge schnell auf dem Abstellgleis, wenn es nicht richtig korrigiert ist.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
- Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz
merin
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Das kann sein.
JohannaLuise
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von JohannaLuise »

Hallo,
nein, natürlich ist der rollende Ball nicht einfach weg, aber so lange unsere Tochter okkludiert ist und ihre KL auf 30-50cm eingestellt ist, kann sie eben den Ball in 2m Entfernung nicht mehr eindeutig als Ball wahrnehmen. Das finde ich einleuchtend. Ich will damit ja auch nicht sagen, dass die Kinder ohne Fernsicht nicht krabbeln lernen. Aber früher oder später brauchen sie doch eh ne Brille, warum dann also nicht jetzt? Ich denke auch, wie glupsch das formuliert, dass es im beidäugigen Zustand immer wichtiger wird, ähnliche Bilder auf beiden Seiten als Input zu bekommen. Ich werde beim nächsten Termin auf jeden Fall mal nachfragen...
some
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von some »

Richtig, glupsch.

Es ist unerlässlich, dass die beiden Bilder der Augen so ähnlich wie möglich sind, damit das benachteiligte Auge nicht weggeschaltet wird. Die Führung übernimmt natürlich sowieso das gesunde. Je besser die Versorgung, desto möglicher eine Form/ein Hauch/ein Rest des dreidimensionalen Sehens. Und auch für das periphere Sehen nicht unwichtig.
merin
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Nachfragen würde ich auf jeden Fall. Denn eine zu frühe Brille macht ja auch in jedem Fall nichts falsch.
Lilly
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von Lilly »

Wir sind bald wieder beim Optiker und da frag ich mal nach, wobei er uns sicher gerne eine Brille verkauft 8). Mal schauen was er dazu meint. Leider ist er nicht auf Kinder spezialisiert, daher werde ich vielleicht noch zu einem anderen gehen.

Ne Brille zu früh kann nicht schaden, aber Stress bedeuten: ev ander KL. Versuchen das Kind daran zu gewöhnen, und am Ende hats bei uns mal nicht so funktioniert, wie erhofft. Wird nicht getragen oder konnte nicht wegen Dioptrienänderung, die eine hält nicht wegen Pflaster/Gewicht. Die andere läuft manchmal an ....
Also nicht enttäuscht sein, falls es nicht so gut klappt und das Geld ist halt auch weg. Muss man auch zahlen können.
merin
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Ja, wahrscheinlich ist das wieder eine der Dinge, die bei beidseitigem Star leichter sind, weil die Kinder da auch schneller sehen, dass die Brille nützt. "Bille" war hier ein sehr früh benutztes Wort (gleich nach dem ersten Wort "Lampe"). Wir hatten die Brille über die Linsen ja erst recht spät, vorher war das Bild eben auf beiden Augen in der Ferne gleich unscharf - die Linsen waren für die Nähe eingestellt.
Lilly
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von Lilly »

Also wir hatten am Montag den Termin beim anderen Optiker mit unserer Sehfrühförderin. Aufschlußreich war schonmal, dass er eine Messung mit einem "Retinamax" machen konnte. Dabei hat er festgestellt, dass die Linse nicht perfekt eingestellt ist, also auch die Hornhautverkrümmung nicht optimal ausgeglichen ist. Die Dioptrie ist ja absichtlich "falsch" eingestellt (auf 65 cm, nicht auf unendlich). Das gesunde Auge hat sie leider nicht mehr messen lassen.
Dieser Optiker würde die KL so lange anpassen, bis sie perfekt ist, auf unendlich eingestellt (also wenn bei der Messung mit Retinamax dann 0 raus kommt und nicht -2,25 Diopt). Und dann eine Bifokalbrille drüber mit unten Nahteil bis zur Mitte der Pupille und oben dann Fensterglas, als Exekutivglas. Quasi 2 zusammengeklebte Gläser mit deutlichem Schnitt. Beim gesunden Auge würde er keine Anpassung vornnehmen, außer natürlich sie hätte dort auch eine Fehlsichtigkeit.
Wenn das Auge sich dann wieder verändert, bleibt die Brille gleich und die KL wird angepasst. Nachteil: die Brille muss den ganzen Tag drauf bleiben, sollte also von ihr wirklich akzeptiert werden.
Für die KL Anpassung gibts vom Hersteller wohl ein Abo, da zahlt man dann nur 15 Euro bis sie wirklich passt.

Im Mai haben wir wieder Termin beim Augenarzt, mal schauen was der dazu sagt. Ich möchte auf jeden Fall mit Brillenrezept nach hause gehen.

Hat von euch jemand Erfahrung mit Messung mit Retinamax! Laut Optiker hat er die neueste Generation und die misst zu 90 % "richtig". 100 % wären mir natürlich lieber :D
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Retinamax habe ich noch nie gehört. Was macht das? Skiaskopieren?
JohannaLuise
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von JohannaLuise »

Das hab ich auch noch nie gehört...
Wir waren nun am Freitag in der Klinik zur Kontrolle und unsere Kleine hat trotz mehrmaligem Nachfragen kein Brillenrezept bekommen. Die Begründung war, dass sie erst noch besser das Sehen in der Nähe lernen und üben soll, bevor die Weitsicht dazu kommt. Ich kann das immer noch gar nicht nachvollziehen und überlege mir, eine zweite Meinung einzuholen. Die Kleine ist jetzt 11 Monate alt, robbt überall hin, zieht sich ins Stehen. In unserem offenen Wohn-/Esszimmer und Küche schaut sie locker auch über 7m Entfernung. Blöd nur, wenn sie ab jetzt mind. 5h okkludiert ist und demnach 5h lang nur im Abstand von 30-50cm scharf sieht. Mein Bauchgefühl als totaler Laie sagt mir, dass es doch besser wäre, ihr für diese auch eine Weitsicht zu ermöglichen, wenn sie an allem so interessiert ist und alles wahrnimmt. Aber mit dem Argument kam ich nicht an. Außerdem haben die in der Klinik noch nie einen Sehtest mit ihr gemacht. Sie wissen doch gar nicht, dass sie mit dem Starauge genauso gut sieht wie mit dem gesunden (lt Orthoptistin von der Frühförderstelle). Bin grad ziemlich genervt...
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Ich kann Dein Genervtsein verstehen und verstehe auch nicht ganz, warum die Klinik da nicht auf euren Wunsch eingeht. Trotzdem möchte ich dich beruhigen: Ich denke, dass es ausreicht, wenn sie in einem halben Jahr die Brille bekommt. Sie sieht ja nicht plötzlich unscharf über 30 cm hinaus. Die Frage ist, ob Dein Gefühl im Wesentlichen Sorge ist, oder ob Du das besser einschätzen kannst, weil Du Dein Kind täglich siehst. Wenn Du ein Rezept möchtest, würde ich mal schauen, ob es nicht eine spezialisierte Augenärztin mit Sehschule gibt, die euch die Brille verschreibt. Wir sind bei einer, die viele Kinder behandelt (wenn auch meist nicht mit grauem Star) und die unseren Wünschen folgt, wenn sie medizinisch vertretbar sind. Das wäre ja in eurem Fall so: Vielleicht kann man mit der Brille auch noch einige Monate warten, aber es spricht nichts mit Bekanntes dagegen, die Kleine früher mit einer Brille zu versorgen.
Lilly
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von Lilly »

@merin Das ist ein Hand-Autorefrakto und Keratometer. Also so wie maschinelles Skiaskopieren + Hornhautradien, wenn ich das richtig verstanden habe. Kann man aber im Internet nachschauen und sogar kaufen. Kostet aber bestimmt ein vermögen :D
merin
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Re: Ab wann Brille bei einseitigen Katarakt?

Beitrag von merin »

Danke fürs Erklären. Ich denke, wenn jemand geübt die Sache von Hand macht, ist das mindestens genau so gut.
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